Dienstag, 31. Januar 2012

Beinahe scheint es, als müsse das so

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„Magda!?“ rufst du durch das Haus. In deinem Ton liegt eine Würze aus Ärgernis und Wut. Als ich nicht gleich antworte, brüllst du meinen Namen regelrecht.
„Was?“ rufe ich.
„Na, komm mal her!“ herrscht du mich an. Ich stelle meinen Facebook-Status auf abwesend und schwinge mich vom Stuhl.
„Was ist?“ sage ich, als ich deine Zimmertür aufdrücke.
„Was hast du hier gemacht?“
„Nichts!“ versichere ich und muss darauf achten, nicht böse zu werden. Aus vergangenen Situationen habe ich gelernt, dass das nur Nachteile für mich hat.
„Na durch nichts geht der Fernseher aber nicht kaputt!“ blökst du mich an. Ich setze mich auf das graue Sofa, das schon so einige Brand- und Kaffeeflecken hat.
„Ich habe heute Vormittag nur ein wenig mit der Konsole gespielt.“ versuche ich dir in ruhigem Ton zu erklären.
„Und deshalb ist er jetzt kaputt?“ schreist du mich an. Am liebsten würde ich zurückschreien, aber ich schlucke meine Wut runter.
„Was ist denn überhaupt kaputt?“ frage ich, ganz ruhig.
„Nichts!“ schreist du mich wieder an und schlägst mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Ich atme einmal tief durch. Ich weiß ganz genau, worauf du hinaus willst. Du willst, dass ich ausraste und du einen Grund hast, mir zu verbieten, meinen Freund zu treffen.
Ohne etwas zu sagen stehe ich auf und gehe zurück in mein Zimmer. Mein Atem wird flattrig und meine Hände zittern. Ich schlucke einmal und ein Schwall von Tränen rinnt über mein Gesicht. Es scheint beinahe, als müsse das so sein.
Mit den letzten Atemzügen schließe ich das offene Fenster an meinem Computer, fahre ihn herunter und lege mich in mein Bett. Die Decke ziehe ich bis über den Kopf und meine Hände lege ich flach auf  meine Augen.
Es ist nicht schlimm, dass du mich schlägst. An den Schmerz gewöhnt man sich irgendwann.
Es ist nicht schlimm, dass du mich anschreist. Irgendwann hört man da gar nicht mehr hin.
Es ist nicht schlimm, dass ich weine, es interessiert dich ja eh nicht.
Ich leide darunter, dass du mich für dumm verkaufen willst und mir Dinge unterstellst, für die ich gar nichts kann.
Ich leide unter deiner eiskalten Meinung, mir gegenüber.
Ich leide darunter, dass ich dich immer noch liebe.

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