Sonntag, 20. November 2011

Just different



Die weiße Pracht rieselt langsam und gleichmäßig zu Boden. Eine Flocke landet auf meiner Brille und schmilzt nur langsam dahin. Aus jeder Ecke drängt Lärm und Geschrei, aus Angst oder Freude. Ganz so genau kann ich das nicht ausmachen. Eine Duftwolke von Glühwein zieht durch die Luft und ich schaue mich ganz automatisch einmal um. Der Schnee ist zwischen den kleinen Buden zu Haufen geschaufelt worden und auf den Wegen hat er sich in Matsch verwandelt. Eine Frau ruft durch die Menschenmasse ihren kleinen Sohn und aus einer anderen Ecke höre ich über einen Lautsprecher die Anpreisung einer Achterbahn. Jugendliche kommen mir entgegen. Sie grölen und lachen und machen sich über eine Dame am Schießstand lustig.
Den Weg ein bisschen weiter entlang steht ein Mann mit kandierten Äpfeln und Süßwaren. Vor seinem Stand hat sich eine lange Schlange gebildet. Er schaut kurz unvermittelt zu mir rüber und lächelt mich unschuldig an. Ich reagiere nicht schnell genug und zweifle, ob er mein Lächeln noch gesehen hat.
John stellt sich an ein kleines Kassenhäuschen und kauft zwei Tickets für eine Fahrt mit dem Kettenkarussell.
Als er zurück kommt, hilft er mir beim Anschnallen und setzt sich in den Sitz neben mir. Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn, der Gong ertönt und das Karussell setzt sich langsam in Bewegung. Es schleudert mich nach außen und in der Höhe kann ich den kompletten Weihnachtsmarkt überblicken.
So hoch wie wir sind, fühle ich mich beinahe frei und unbeschwert. Ich hebe den Blick zum Himmel und eine Schneeflocke landet in meinem Gesicht. Ich fange an zu lachen und John nimmt meine Hand. Ich schaue zu ihm rüber und werfe ihm einen Kuss zu.
Ich richte meinen Blick nach unten und sehe die Frau, die immer noch verzweifelt ihren Sohn sucht. Sie hat die Hände trichterförmig vor den Mund gefaltet und dreht sich suchend in alle Richtungen.
Auf der Straße hat sich ein kleiner Stau gebildet und Paare laufen Hand in Hand die Bürgersteige entlang und erfreuen sich der geschmückten Bäume. Ich schaue zu John. Er hat die Menschen auf den Fußwegen nicht beachtet, seine Augen geschlossen.
Das Karussell wird langsamer und der Sitz schwingt ein wenig hin und her, als wir fast zum Stillstand kommen.
John schnallt erst sich, dann mich ab. Dann nimmt er mich auf seinen Arm und trägt mich von der Plattform nach unten auf die Wege. Der Mann vom Kassenhäuschen kommt uns entgegen und bringt uns meinen Rollstuhl.
Bevor John mich hineinsetzt, flüstere ich „Ich liebe dich!“ in sein Ohr und gebe ihm einen Kuss. Dann schiebt er mich weiter durch die matschigen Wege des Marktes.


1 Kommentar:

  1. Ich liebe diese Werbung ♥
    Schöne Geschichte :D <3
    Emii // federflug.blogspot.com (:

    AntwortenLöschen