Es regnet schon wieder, und es ist okay so, weil es in meinem Innern
ebenfalls regnet. Es ist kein starker Regen, nur ein leichtes beständiges
Nieseln. Manchmal kommen Donner und Blitze hinzu, manchmal ist es nur ein
Nieseln, aber es ist immer Regen.
‚Ich vermisse dich.‘ habe ich dir geschrieben. Ich vermisse dich wirklich
und ständig und andauernd. Ich denke viel an dich, oft viel zu viel. Eigentlich
tue ich das den ganzen Tag.
‚Ich dich auch.‘ hast du geantwortet. Das hast du noch nie gesagt.
Vielleicht meinst du es ja wirklich so, wie die Wörter es meinen. Ich wünsche
es mir. Ich habe nicht nachgefragt, wie du es meinst. Das hätte den Moment
kaputt gemacht. Das hätte es, und das wollte ich nicht. Stattdessen habe ich
einen anderen fatalen Fehler begangen und an der falschen Stelle mal wieder
meinen Mund nicht halten können. Und dann habe ich noch diesen dämlichen Smiley
dahinter gesetzt. Ich hätte die Nachricht nicht abschicken dürfen. Ich hätte
dir irgendwie anders sagen müssen, was ich denke. Ich hätte diese Nachricht
auch nicht bekommen wollen, von niemandem. Nicht einmal von dir.
Du hast nicht zurückgeschrieben. Natürlich nicht. Über sowas redet man
persönlich, von Angesicht zu Angesicht. Aber das können wir nicht. Zumindest
ich kann es nicht. Und schon wieder habe ich alles kaputt gemacht. Sowas kann
ich ja besonders gut. Ich bin zu sentimental für solche Sachen. Das bin ich ja
immer. Vielleicht ist mein einziger Trost ja, dass dieses andere Mädchen, mit
dem du den Abend verbracht hast, einen Freund hat. Zumindest hast du mir das
erzählt und es steht im Internet. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass es stimmen
muss.
Du hast auch gesagt, du würdest nicht einfach verschwinden. Das, woraus
meine größte Angst bestand, hast du immer wieder verneint. Du hast immer wieder
gesagt, du hättest weder das Bedürfnis noch die Möglichkeit zu gehen. Ich wäre
dir viel zu wichtig, als dass du zulassen würdest, dass wir uns voneinander
entfernen. Ja, das hast du gesagt, ich habe es schwarz auf weiß, und ich habe
es sogar geglaubt, für eine Zeit lang. Nur irgendwann verschwindet der Glaube.
Dann, wenn man keine Bestätigung mehr für die Worte bekommt.
‚Ich vermisse dich.‘ habe ich dir geschrieben und du hast geantwortet, du
würdest mich auch vermissen. Vielleicht hast du es auch nur gesagt, weil du es
sagen musstest. Weil uns jede andere Antwort in diesem Moment falsch vorgekommen
wäre. Ich kann es mir zwar nicht vorstellen, ich kann es mir nicht vorstellen,
weil ich zu große Angst vor der Realität habe. Ich würde mich sogar von dir
belügen lassen, anstatt ohne dich zu leben. Aber wer sagt denn, dass du mich
belügst? Immerhin war ich doch gerade erst bei dir, ganz spontan.
Wenn ich bei dir bin, dann hört es fast auf zu regnen. Dann gibt es in
meiner Welt sogar einen Regenbogen. In meiner Welt…
Du kennst mich besser als jeder andere. Manchmal habe ich sogar das
Gefühl, du kennst mich besser als ich mich selbst. ‚Du verstellst dich nicht.
Du redest zwar viel über Masken und unterdrückte Gefühle, aber du selbst hast
keine. Weil dir keine Maske passt. Du lebst nicht in unserer Welt, sondern in
deiner eigenen. Die Wände sind aus Glas, wir können zwar hineinsehen, aber Glas
bleibt Glas. Und ich schätze, dass niemand von uns jemals komplett in diene
Welt sehen kann. Das geht nicht.‘ hast du zu mir gesagt. Ich habe geweint, weil
du es so genau auf den Punkt gebracht hast. Irgendwo in mir drin habe ich das
alles gewusst, aber dennoch hätte ich es niemals aussprechen können.
Vieles sagen wir nur aus der Situation heraus, einiges weil es lustig
ist, anderes, weil es auszusprechen unmöglich aber totschweigen unangebracht
wäre. Aber Witzeleien bleiben Witzeleien, oder nicht? Manchmal wünsche ich mir,
dass du erkennst, dass ich diese Witze, die Witze die eigentlich gar keine
sind, ernst meine. Zu oft denke ich, dass du es genauso gut weißt wie ich. Aber
wir können es nicht aussprechen, zu groß ist die Angst vor dem, was passieren
könnte, was kommen würde. Zu groß die Angst vor der Veränderung und dem was
folgt.
Du sagst mir vieles. Das ist gut so, sonst würde ich mir einigem wohl nie
ganz bewusst werden. Aber zustimmen ist einfacher, als etwas ganz von selbst zu
sagen. Es ist schwer seine eigene Meinung zu haben, wenn man sein Leben
komplett nach dem eines anderen, so sehr geliebten Menschen ordnet. Das ist
schwierig, und ich bin zu schwach dafür. Ich füge mich einfach dem, was meiner
Psyche am leichtesten erscheint. Das ist zwar ganz bestimmt nicht, dass ich so
viel Zeit mit dem an dich Denken verbringe, aber für einen Moment ist es gut,
ist es vollkommen in Ordnung, denn für diesen Moment erscheint in meiner
grauen, verregneten Welt ein leuchtender Regenbogen und irgendwo scheint dann
auch die Sonne. Und auch wenn es nur für den Moment ist, ist es ein erster
Schritt für eine lange Zeit.
"Es ist schwer seine eigene Meinung zu haben, wenn man sein Leben komplett nach dem eines anderen, so sehr geliebten Menschen ordnet. Das ist schwierig, und ich bin zu schwach dafür."
AntwortenLöschen- Du sprichst mir aus der Seele. Du schreibst unfassbar gut & ich mag deinen Blog!
Jungs sind scheiße, simple. Aber trotzdem können wir nicht ohne diesen einen, dummen Typen.
Halte durch ! ♥