Dienstag, 9. Juli 2013

grüne Augen

Eine Wolkendecke hat sich vor die Sterne gelegt und der Mond scheint nur ganz blass hindurch. Wir liegen auf dem Steg und dieser schaukelt seicht mit dem Wasser. Ich genieße das Plätschern der Wellen, wie sie an den Steg schlagen und in sich zusammenbrechen. Es ist wunderschön.
Ich schließe meine Augen und für einen Moment bleibt nur das Brechen der Wellen.
»Alles in Ordnung?« fragst du mich, als ich tief einatme und in einem Seufzen all die Luft wieder aus meinem Körper entlasse.
»Mh-hm« antworte ich dir und setze mich auf. Die Luft um uns ist so angenehm warm und doch ziemlich schwül. Aber sie ist beinahe perfekt für diesen Moment.
Ich sehe dich an und du bist wunderschön. Auch wenn es so dunkel ist, kann ich jeden einzelnen Punkt deines Gesichtes sehen. Deine schmalen Lippen die ganz sanft aufeinander liegen, deine wunderschönen grünen Augen die ins Nichts des Himmels starren und versuchen all seine Geheimnisse zu ergründen. Deine kurzen, leicht lockigen, blonden Haare die etwas wirr aussehen und ich so sehr liebe.
Du siehst mich an und lächelst, setzt die Hände neben deine Hüfte und stemmst dich hoch. Du rutschst an den Rand des Steges und lässt deine Füße in das Wasser fallen. Dann drehst du dich zu mir um und umfasst mit deiner Hand ganz leicht meinen Arm. Ich rutsche neben dich und tauche meine Füße ebenfalls in die Wellen.
Die Hand, mit der du mich eben noch umfasst hast, legst du nun auf mein Bein und gemeinsam, und doch jeder für sich allein, sehen wir ans andere Ufer. Die Bäume haben scharfe Kanten und sehen bei Nacht viel monströser aus.
Nach einer Welle des Schweigens schmiege ich meinen Kopf an deine Schulter. Deine Haut ist ganz warm. So warm, dass es mir vollkommen unwirklich erscheint.
Und es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Wie ich es mir erträumt und in so unzähligen Texten niedergeschrieben habe. Ich höre wie in deinen Lungen die Luft rauscht, dein Herz ganz gleichmäßig pocht und nur noch du und ich existieren. Nur noch wir existieren.
In meinem Kopf laufen Bilder und Worte ab, zu viele um sie zu zählen. So viele, doch kein einziges lässt sich greifen, kein einziger Gedanke.
Das Pochen wird lauter und schneller, das Rauschen sanfter. Ich will dir irgendetwas sagen, irgendetwas, was ganz ungezwungen unser Schweigen bricht, aber ich bringe nichts hervor, bis ich schließlich flüstere »Ich kann deinen Herzschlag hören.« und dann mache ich eine kurze Pause und warte auf einen neuen Gedanken, aber du flüsterst, ebenso leise wie ich »Ich liebe dich.« und das Pochen wird immer lauter und schneller, doch plötzlich bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob es dein Herz oder meines ist. Und ganz dringend empfinde ich das Bedürfnis zu tanzen und zu küssen und eigentlich nur weiter neben dir sitzen zu bleiben und deinem Herzen zu zuhören.
Und dann wispere ich nach einer kurzen Ewigkeit »Ich liebe dich auch.« und ich kann hören wie du lächelst.

1 Kommentar:

  1. Das ist wunderschön. Du bist wunderschön. Ich bin froh, dass ich das lesen durfte.

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