Ich höre, wie du schwer atmest. Dann schlägst du deine Decke zurück und
deine Hände drücken die Matratze ein. Ich bemühe mich ganz ruhig weiter zu
atmen, damit du nicht bemerkst, dass ich aufgewacht bin. Ich spüre, wie du
aufstehst und ich höre deine tapsigen Schritte.
Du kippst das Fenster an und erst jetzt merke ich, wie warm es hier drin
geworden ist. Leise öffnest du den Schrank und ich höre den Metallverschluss des
Gürtels deiner Hose klappern. Ich drehe mich um und streiche mit einer Hand die
Haare aus meinem Gesicht.
»Schlaf
weiter.«
flüsterst du kaum hörbar. Ich drehe mich erneut um und schlage die Augen auf.
Im Zimmer ist es dunkel. Die einzige Lichtquelle ist die Straßenlampe vor dem
Haus, die ihren bläulichen Schein in den Raum wirft.
Ich sehe, wie du dich mühsam anziehst und als dein Kopf sich zum Bett
dreht, schaue ich schnell zum Fenster.
»Schlaf
weiter.«
sagst du erneut. Dann trittst du langsam an das Bett und gibst mir einen Kuss
auf die Stirn. Es ist ein vertrautes Gefühl, das mich lächeln lässt.
»Wie
spät ist es?«
frage ich dich.
»Ich
weiß nicht. Schlaf weiter.«
»Wo
gehst du hin?« Ich schaue dich immer noch nicht an. Es war schon einige
Male so, dass ich morgens aufgewacht bin und dein Platz leer war. Früher war
das nie so, als ich dich kennen gelernt habe. Aber in letzter Zeit kommt es
immer öfter vor.
»Nur
ein wenig spazieren. Ich kann nicht schlafen.« sagst du. Früher warst du nie
so. Manche Abende hast du das Fußballspiel nicht bis zum Ende gesehen, weil du
so müde gewesen bist. Und nun gehst du nachts
spazieren.
Dein Finger streicht über meine Wange. Du zitterst. Seit ein paar Monaten
ist es wieder schlimmer geworden. Wir sprechen meistens nicht darüber. Manchmal
denke ich, dass es, wenn wir nichts sagen, … dass es dann verschwunden ist. Du
gehst nicht mehr zum Volleyballspielen und hast das Zeichnen aufgegeben. Um
dich herum ist es still geworden. Seit einiger Zeit unterrichtest du nicht
mehr. Für eine Weile bist du krankgeschrieben, aber wenn die Zeit vergangen
ist, wird uns das Geld irgendwann an allen Enden fehlen. Das Bisschen, was ich
mit den Aushilfsjobs verdiene, reicht gerade so für die Miete. Ich habe Angst,
vor dem was kommt. Und es ist unausweichlich.
»Das
wird schon.«
flüstere ich, greife nach deiner Hand und du setzt dich auf die Bettkante.
»Was,
wenn die Symptome schlimmer werden?« fragst du. In deiner Stimme liegt
Angst. Ich habe oft versucht, stärker als du zu sein, um dir Halt zu geben.
Aber seit der letzten Diagnose fällt es mir immer schwerer.
»Der
Arzt hat gesagt, dass wir das gemeinsam hinbekommen können.«
sage ich.
»Der
Arzt hat auch gesagt, dass es nicht schlimmer wird.« sagst du abfällig. Ich bin
mir nicht sicher, ob es gut ist, dir eine Antwort zu geben, obwohl du keine
verlangst. Aber ich weiß auch, dass das Totschweigen nichts bringt. Eher
verschlimmert es die ganze Angelegenheit.
Nach einer Weile stehst du auf und tappst zur Tür. Dein linker Arm
schwingt bei deinen Schritten schon lange nicht mehr mit. Deine Hand zittert
immer noch. Du legst sie auf die Türklinke und sagst »Schlaf jetzt. Ich wollte dich
nicht wecken.«
»Ich
kann mitkommen. Ich kann eh nicht gut schlafen, wenn dein Bett leer ist.«
»Nein,
es ist noch so früh. Du solltest noch eine Weile schlafen.«
»Es
macht mir nichts. Ich komme gerne mit.«
»Du
musst morgen arbeiten.«
»Aber
es ist gefährlich, wenn du um die Zeit allein draußen bist.«
»Schlaf
jetzt.«
Dann drückst du die Hand herunter und
öffnest die Tür.
»Sei
vorsichtig.«
flüstere ich.
»Das
bin ich, Schatz. Schlaf gut.« sagst du, während deine kurzen
schlurfenden Schritte immer leiser werden, bis sie vom leisen Klacken des
Haustürschlosses verschlungen werden und vom Treppenhaus aus nicht mehr in die
Wohnung dringen.
Irgendwann wird es vorbei sein, das wissen wir beide. Ich weiß, dass du
Angst davor hast und es dir unangenehm ist, wenn dein Bein nicht so spielt, wie
du es willst. Aber gemeinsam mit den Medikamenten schaffen wir das. Daran
glaube ich, auch wenn es keine Heilung gibt.
Wow *-*
AntwortenLöschenAch Emi ey^^ danke :) <3
LöschenAw, es ist so cool, dass du Dabriel mitlesen magst, es ist wunderbar, jemanden so Talentiertes dabei zu haben, danke. ♥♥
AntwortenLöschenWooow *___* du hast echt Talent ;D
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